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"Vision 2050": Wie die Zukunft sein soll

29 Unternehmen haben ihre Vision für eine nachhaltige Zukunft niedergeschrieben und Entwicklungspfade vorgeschlagen

Die "überwältigende Chance", dass neun Milliarden Menschen 2050 gut und im Einklang mit den begrenzten Ressourcen der Erde leben können, hat das World Business Council for Sustainable Development (WBCSD), ein von Unternehmensvorständen geleiteter Zusammenschluss von 200 internationalen Unternehmen für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, zum Arbeitspapier "Vision 2050" motiviert.

Das Gremium will sich solcherart als Vorreiter, als Vorbild für den Weg in eine nachhaltige Zukunft positionieren.

Jetzt lasse sich das Muster "Wachstum durch Zerstörung" durchbrechen, da nun hohe Aufmerksamkeit für Umwelt- und Wirtschaftsthemen bestehe. Das Ziel, die Vision: Wachstum durch vernünftige Nutzung erneuerbarer Energien, auf Basis der Wiederverwertung nicht erneuerbarer Ressourcen, ein gutes Leben für neun Mrd. Menschen - gut im Sinne eines Lebensstandards, in dem Bildung, Gesundheit, Mobilität, Wasser, Energie, Wohnraum und Konsumgüter für alle zugänglich und leistbar sind. Dies im Einklang mit den Ressourcen, der Artenvielfalt der Erde.

Klingt utopisch, konzediert das WBCSD im Vorwort, aber: "Unser Leben wird mit oder ohne Umsetzung dieses Berichts 2050 vollkommen anders aussehen als heute."

Wegweiser, Appell, Dialog

Basierend auf Wahrnehmungen, Berechnungen, Vorhersagen der Unternehmen und externer Experten will Vision 2050 ein Wegweiser und eine Dialogplattform für Firmen, Regierungen, zivilgesellschaftliche Organisationen sein, will isolierte Entscheidungen und Silodenken in die Vergangenheit befördern. Einfallsreichtum werde in den kommenden 40 Jahren gefragt sein, einfache und bequeme Antworten gibt es nicht. Die Entwicklungspfade in neun Dimensionen beziehen sich eher auf Planung und Umbau sehr komplexer Systeme - ohne die Schmerzen und Dilemmata der Übergangszeit zu verschweigen.

Mit dem Credo im Zentrum, wonach Unternehmen, Regierungen und die Zivilgesellschaft enger als bisher zusammenarbeiten müssen, seien grundlegend folgende Fragen zu klären: Wer definiert Anreize und deren Umsetzung? Wer finanziert den Übergangsprozess? Wer wird, wer soll Vorreiter sein? Wie wird Erfolg definiert?

Die Vorstände sehen "die Wirtschaft" dabei als Hauptakteur, der diese Aufgabe aber nicht allein bewältigen könne.

Sehr massiv die Warnung, der Appell an das gegenwärtige "Fenster": "Die Gelegenheit zum Handeln könnte rasch verstreichen. Jede Verzögerung macht es um ein Vielfaches schwieriger, die anspruchsvollen Ziele zu erreichen." Alle Regierungen werden in diesem Papier aufgefordert, zu prüfen, welche Regelungen und Gesetze erforderlich sind, um die Gesellschaft nachhaltig zu lenken und zu gestalten und entsprechende Anreize für die Wirtschaft zu gestalten.

Das Forum ist eröffnet

"Wir rufen die Menschen auf, im Alltag zu Veränderungen bei zu tragen." Unternehmen hätten all ihre Produkte, Prozesse und Strategien auf Nachhaltigkeit zu hinterfragen, den Dialog mit Mitarbeitern und Aufsichtsgremien anzustoßen. Um die Chancen darzustellen, ist dem Bericht etwa eine Schätzung der Geschäftspotenziale in verschiedenen Branchen durch Nachhaltigkeitsaktivitäten auf Basis einer Studie von PricewaterhouseCoopers beigefügt. Die "Vision 2050" wurde gestern beim neunten CSR-Tag im Firmensitz der OMV in Wien vorgestellt und erstmals ausgiebig und heftig diskutiert, die neun Entwicklungspfade waren auch Thema der Workshops.

(Quelle: DER STANDARD, Print-Ausgabe 25./26.09.2010)

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