News

Später in Pension: Leitl fordert 25 Prozent zusätzlich zum Lohn

Wirtschaftskammerpräsident will Anreize für jene, die nach dem frühest möglichen Pensionsantritt noch arbeiten gehen wollen

Wien - Die kleine Pensionsreform im Zuge der Budgetkonsolidierung geht Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl nicht weit genug. Unverändert habe in Österreich jeder Lust, möglichst rasch in die "rettende Frühpension" zu kommen, konstatierte er bei einem Hintergrundgespräch am Montagabend. Um das zu ändern, soll nach Leitls Vorstellung ein Anreizsystem etabliert werden, das Arbeiten über den frühest möglichen Pensionsantritt finanziell bezuschusst - und zwar sowohl für den Dienstnehmer als auch für den Arbeitgeber.

Kritik an der Hacklerregelung

Was die Regierung zuletzt vorgelegt hat, ist für den Kammerpräsidenten alles andere als befriedigend, stiegen doch die staatlichen Pensionskosten bis 2014 von acht auf zwölf Milliarden Euro. Der Zugang zur Invaliditätspension werde sogar noch erleichtert, die Hacklerregelung komme - wenngleich mit gewissen Verschlechterungen - ins Dauerrecht und die Altersteilzeit bleibe unverändert bestehen, kritisierte Leitl.

"Wer später geht, wird bestraft"

Nichts getan werde hingegen für jene, die länger arbeiten wollen: "Wer früher geht, wird belohnt, wer später geht, wird bestraft." Dies will Leitl ändern und zwar mittels eines Anreizsystems, das er erstmals im Sommer beim Forum Alpbach präsentiert hat und dessen Auswirkungen er nun vom Pensionsexperten Bernd Marin berechnen hat lassen. Dieser zeigte sich vom Kammer-Modell durchaus angetan und glaubt, dass eine jährliche Netto-Ersparnis von 277 Millionen Euro drin sein könnte.

25 Prozent werden ausbezahlt

Das Modell an sich ist simpel. Wer länger arbeitet, als er unbedingt müsste, bekommt 25 Prozent seiner (fiktiven) Pension zusätzlich zum Lohn ausbezahlt. Ein weiteres Viertel der Ansprüche geht als Lohnzuschuss zum Dienstgeber, um die Weiterbeschäftigung attraktiver zu gestalten, und den Rest erspart sich die Pensionsversicherung. Zusätzlicher Vorteil für den Arbeitnehmer: Durch die längere Arbeitszeit steigt auch die Pensionshöhe, wenn er den Ruhestand einmal antritt.

Um tatsächlich die anvisierte Einsparung zu erzielen, wäre es freilich notwendig, dass ein bestimmter Prozentsatz das Prämienmodell auch in Anspruch nimmt. Auszahlen würde es sich den Berechnungen zufolge, wenn 14 Prozent der Dienstnehmer bis zum gesetzlichen Pensionsalter arbeiten würden - für Marin eine durchaus realistische Annahme. Immerhin gingen schon jetzt 45 Prozent der Frühpensionisten später in Pension, als sie eigentlich müssten.

Auch der Bonus für den Arbeitnehmer ist durchaus nicht zu unterschätzen. So könnte ein männlicher Arbeitnehmer, der auf den Antritt der Hacklerpension verzichtet, immerhin eine monatliche Prämie von 256 Euro netto einstreifen (Frauen 207), ein Dienstnehmer, der die Inanspruchnahme seiner Korridorpension (=klassische Frühpension mit Antrittsalter 62 und Abschlägen) herauszögert, 223 Euro.

Abschaffung der Altersteilzeit

Einen finanziellen Polster für die Realisierung dieser Pensionsart brächte nach Darstellung Marins eine Abschaffung der Altersteilzeit, deren Antrittsalter von der Regierung nun mit 58 für Männer und 53 für Frauen eingefroren wird. Mit diesem Modell sei nämlich kein einziger Job geschaffen worden und es gehe immerhin die Hälfte des Budgets für aktive Arbeitsmarktpolitik drauf. Was noch hinzukomme sei, dass auch 30 Prozent der späteren Hacklerpensonisten die Altersteilzeit nutzten, um auf diesem Weg in die noch abschlagsfreie Langzeitversichertenpension zu gelangen.

Dass es die Hacklerregelung weiter gibt, ist für Marin ohnehin problematisch, motiviere sie Arbeitnehmer doch, möglichst rasch in den Ruhestand zu kommen. Ab kommendem Jahr wird der Nachkauf von Schul- und Studienzeiten, um in die Langzeitversichertenpension zu kommen, deutlich teurer, weshalb jetzt natürlich alle trachteten, diese jetzt zu erwerben: "Take the money and run", laute das Motto, sei die Hacklerregelung doch noch immer "der Schlüssel zum Paradies".

91 Prozent der Bediensteten in der Finanzverwaltung Pensions"hackler"

Dabei müsste das Finanzministerium die Attraktivität der Langzeitversicherten-Regelung wohl selbst am besten kennen, meinte Marin. In der Finanzverwaltung profitierten nämlich je nach Aufgabenbereich zwischen 65 und 91 Prozent der Beschäftigten von der Hacklerregelung, durch die man derzeit als Frau mit 55 und als Mann mit 60 nach 40 bzw. 45 Beitragsjahren abschlagsfrei in den Ruhestand kommt.

Zurück