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"Scheißpension oder gar keine Pension"

Bei Schnitzelsemmel und Erdäpfelsalat probten SPÖ-Pensionisten und junge Sozialdemokraten den Aufstand - Blecha: "Sind zum Kampf bereit"

Leistung, die sich lohnt, eine zusätzliche private Pensionsvorsage und "am liebsten zehn" eigene Kinder "von denen man sich Geld schnorren kann"- so skizziert die Junge ÖVP ihre Ideen zur Zukunftssicherung  in einem Imagevideo.  Auch die Jugendorganisationen der SPÖ dürften nun das Thema  für sich entdecken. Unter dem Motto "Heast Oida" hatten sie am Wochenende zum "Generationendialog"  ins Wiener Museumsquatier geladen. Ihre Rezepte zur Sicherung der Pensionen: Eine Arbeits- und Lohnreform soll durchgeführt werden, Vermögenssteuern müssen eingehoben werden. Und: Die zehn ertragsschwächsten Jahre eines Erwerbslebens sollen aus der Bemessungsgrundlage für die Pension herausgestrichen werden.

Ob es überhaupt einen Generationenkonflikt gibt - diese Frage stellten sich eingangs Karl Blecha, Präsident des Pensionstenverband und seine Parteifreunde Wolfgang Moitzi, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend und Tina Tauß, Vorsitzende der Jungen Generation. Alsbald war man sich einig: Zwischen den Generationen existiert kein Konflikt. Vielmehr sei dieser vermeintliche Konflikt von den "Medien und konservativen, neoliberalen Kräften konstruiert".

"Besonders meine speziellen Freunde von der Jungen ÖVP machen hier Sündenbockpolitik nach dem Vorbild der FPÖ", zeigt sich Moitzi angriffig. Belcha sieht den Generationenkonflikt gar "europaweit herbeigeschrieben". Man wolle einen Keil zwischen die Generationen treiben, weil man "einen gemeinsamen Kampf von Alt und Jung verhindern" will. Das Vertrauen der Jungen "in unser staatliches Pensionssystem soll erschüttert werden, weil die privaten Vorsorgen schwächeln", so Blecha. Private Pensionsvorsorgen dienen "nur den Banken, damit diese schnell liquide werden", glaubt Tauß.

"Müssen mehr Gas geben"

Auch über die Wurzel des Übels war man sich einig. Es seien die Unternehmen, die sowohl alte wie junge als Arbeitskärfte nicht adäquat behandeln. "50 Prozent der Menschen kommen als zuvor Arbeitslose in die Pension. 30 Prozent kommen aus dem Krankenstand", rechnet Blecha vor. In den Betrieben sei man froh, "wenn man die Alten los wird", doch er lasse es nicht zu, dass die "Alten auf die Parkbänke verbannt werden".  Die Arbeitsverhältnisse von heute seien "moderne Sklaverei", sagt Boris Ginner von der Sozialistischen Jugend. "Die Produktionssteigerungen der Wirtschaft schlagen sich nicht in unserer Bezahlung nieder. Die Löhne dümpeln dahin." Deshalb haben wir Jungen eine "Scheißpension oder gar keine Pension" zu erwarten. "Ich vermisse hier die Offensive von uns. Wir müssen da bitte mehr Gas geben", sagt er.

Eine Arbeitsreform sowie eine aktive Lohnpolitik seien notwendig, um diese Probleme zu bekämpfen, glaubt Blecha."Wir sind zum Kampf bereit. Einmal hat uns die Regierung geschnalzt, aber im Herbst werden wir uns das nicht mehr gefallen lassen, dann werden wir der österreichischen Öffentlichkeit einmal zeigen, wie viele wir sind", sagt Blecha. Moitzi fordert, dass künftig "die schlechtesten zehn Jahre eines Erwerbslebens aus der Bemessungsgrundlage herausgestrichen werden". Blecha: "Da werden wir uns gemeinsame Aktionen einfallen lassen".  Aber nicht nur die Politik, sondern auch die Bevölkerung könne dazu beitragen, die Pensionen zu sichern. Sein Appell richte sich vor allem an die 68er-Generation, die zwar "auf Revolution gemacht hat, jetzt aber von Solidarität plötzlich nichts mehr wissen will".

Vom revolutionären Feuer, das vor allem Blecha am Podium noch zu verbreiten versuchte, war im Anschluss der Debatte wenig übrig. Bei Kartoffelsalat und Schnitzelsemmeln erzählten die Jungen, dass sie von Seiten der Bundespartei kaum Gehör finden würden. Bisher hatte man keine Gelegenheit, die Forderung, die schlechtesten zehn Jahre aus der Bemessungsgrundlage zu streichen an Bundeskanzler Werner Faymann heranzutragen. Ein aus den Bundesländern angereister Pensionistenaktivist beschwerte sich, dass kaum mehr junge Leute für die Politik zu gewinnen sein. Es fehle an zeitgemäßen sozialdemokratischen Ideen, deshalb "hat der Strache immer mehr Zuspruch". Ob weitere Aktionen geplant sind?  "Heast Oida"-Diskussionen sollen nun auch in den Bundesländern organisiert werden.

(Quelle: derStandard.at, 2. Mai 2011)

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