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Pensionsheiligtum

An längerer Lebensarbeitszeit wird kein Weg vorbeigehen

Österreich steht in der Euro-Schuldenkrise relativ gut da: Relativ kontrollierter Schuldenstand, relativ gutes Wirtschaftswachstum, sinkende Arbeitslosigkeit. Für die Probleme der Eurozone stehen derzeit die Schuldenmacher am Pranger, allem voran Griechenland, Irland und Portugal.

Wenn daher derzeit von einer "Wirtschaftsregierung" für den Euroraum die Rede ist, als Gegenleistung für die Rettung überschuldeter Staaten, läuft dies nach heimischer Lesart vor allem darauf hinaus, den Sündenböcken strikte Vorschriften für ihre Wirtschaftspolitik zu machen.

In diesem Windschatten lassen sich Angriffe auf eigene ungelöste strukturelle Probleme leicht parieren - wie etwa das Ansinnen auf eine Hebung des Pensionsalters, um der demoskopischen Realität (schrumpfende Beitragszahlerbasis, wachsende Empfängerzahl) zu entsprechen. Länger arbeiten? Nicht mit einem SP-Kanzler, gab Werner Faymann sinngemäß beim jüngsten EU-Gipfel kund.

Das ist die Haltung, mit der sich derzeit noch bewältigbare Probleme zu schier unlösbaren aufbauen. An längerer Lebensarbeitszeit wird kein Weg vorbeigehen, wenn das Land seinen Wohlstand erhalten will. Der Druck der anhaltenden Schuldenkrise ließe sich dazu nutzen, auch eigene Hausaufgaben zu lösen. Aber die kooperationsunwillige Koalition scheint nur mehr eines im Sinn zu haben: Möglichst viel Wahlkampfmunition anzusammeln.

(Quelle: DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.2.2011)

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