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Pensionen: Zweite Säule noch schwach

770.000 Menschen werden eine Zusatzpension aus einer Pensionskasse erhalten. Firmenpensionen dienen der Mitarbeitermotivation, der Ausstieg ist aber schwierig.

Wien. 66.000 Pensionisten erhalten zusätzlich zu ihrer staatlichen Pension eine Leistung aus einer Pensionskasse von durchschnittlich 510 Euro pro Monat. Mehr als 700.000 weitere werden in Zukunft eine solche Pension erhalten. Im internationalen Vergleich ist die betriebliche Vorsorge, die „zweite Säule“ des Pensionssystems, noch schwach ausgeprägt. Die Pensionskassen waren in jüngster Zeit aber häufig in den Negativschlagzeilen, gibt es doch einige tausend Pensionisten, in deren Vertrag eine zu hohe Ertragserwartung („Rechnungszins“) zugrunde gelegt wurde. Entsprechend wenig zahlte ihr Arbeitgeber ein bzw. entsprechend hoch wurde ihre Pension anfangs angesetzt. Sie müssen nun laufend Kürzungen hinnehmen, ihr Wunsch, sich ihr Kapital auszahlen zu lassen, wurde bisher nicht erhört.

Eine Pensionskassenlösung soll der Mitarbeiterbindung dienen. Der Arbeitnehmer hat die Möglichkeit, selbst Beiträge zuzuzahlen. „Davon machen derzeit aber nur 16,5 Prozent Gebrauch“, berichtet Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbands der Pensionskassen. Die Mitarbeiter sind relativ flexibel und können die Beitragshöhe jederzeit ändern oder aussetzen. Doch haben sie zunächst keinen Steuervorteil, sondern erst in der Pension. „Der Arbeitgeber kann die Beitragszahlungen sofort als Betriebsausgabe absetzen“, sagt Zakostelsky. Doch hat er nur sehr eingeschränkt die Möglichkeit des Ausstiegs. Will er die Beitragszahlungen aussetzen, muss er gute Gründe anführen, etwa, dass es dem Betrieb schlecht geht.

Wie hoch die Pensionen später ausfallen und ob sie im Laufe der Jahre steigen oder sinken, hängt vor allem von der Performance ab: Im Vorjahr schafften die Pensionskassen im Schnitt einen Ertrag von 6,6 Prozent. In Österreich gibt es sechs überbetriebliche Pensionskassen: Allianz, APK, Bonus, Valida, VBV und Victoria. Bei der durchschnittlichen Performance waren sie zuletzt nicht so weit auseinander, innerhalb der einzelnen Veranlagungsgemeinschaften gab es aber große Unterschiede. Zum Vergleich: Bei der APK betrug der durchschnittliche Ertrag im Vorjahr 8,75 Prozent. „Die besten Veranlagungsgemeinschaften hatten zwölf Prozent“, berichtet Christian Böhm von der APK.

Bei der VBV betrug der durchschnittliche Ertrag 7,4 Prozent, bei der Bonus 5,36 Prozent. Bei der Valida reichte die Spanne je nach Veranlagungsgemeinschaft von 2,65 Prozent (so viel erzielten die schlechtesten konservativen Veranlagungsgemeinschaften) bis 8,62 Prozent (so viel warfen die besten dynamischen Veranlagungsgemeinschaften ab). Große Betriebe können eine eigene Veranlagungsgemeinschaft bilden und haben auch mehr Mitspracherechte, kleine können nur zwischen „konservativ“, „ausgewogen“, „dynamisch“ etc. wählen.

 

Niedrige Pensionen steigen eher

Liegt die Performance über dem vereinbarten „Rechnungszins“, steigt die Pension. In den Neunzigerjahren fielen die Erträge höher aus als zuletzt (siehe Grafik). In den vergangenen Jahren mussten dafür Pensionen mit hohem Rechnungszins (etwa sechs Prozent) häufig gekürzt werden. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat den höchstzulässigen Rechnungszins für neue Verträge kürzlich mit drei Prozent festgelegt. In schlechten Jahren wie 2008 würde das dennoch meist zu Kürzungen führen. Wer in seinem Vertrag einen möglichst niedrigen Rechnungszins festlegt, dessen Mitarbeiter müssen mit geringerer Wahrscheinlichkeit Pensionskürzungen hinnehmen. Doch werden die Pensionen anfangs niedriger angesetzt.

Ob die Pension steigt oder sinkt, hängt auch davon ab, in welcher Höhe Rücklagen für schlechte Zeiten gebildet werden (Schwankungsrückstellung) und ob die Lebenserwartung korrigiert werden muss (in den vergangenen Jahren wurde sie das meist nach oben).

Die Gebühren sind bei der Performance schon berücksichtigt. Sie betragen zwei bis fünf Prozent der Beiträge, können „gegebenenfalls höher“ ausfallen, wenn man Sonderwünsche bei der Veranlagung hat. „Die Kosten hängen auch vom vereinbarten Servicelevel ab“, berichtet Otto Lauer von der VBV.

Quelle: diepresse.com, 17.2.2011

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