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Pensionsalter 65 für Frauen

Pensions-Experte Marin kritisiert, dass Frauen noch lange früher in Pension geschickt werden als Männer. Kostenpunkt: 710 Millionen Euro.

Die Zeiten eines sich selbst finanzierenden Pensionssystems in Österreich sind längst vorbei. Nur noch 70 Prozent der Ausgaben für die Altersvorsorge werden durch Beiträge gedeckt. Der Bundeszuschuss zu den Pensionen steigt seit Jahren: Ganze 4,3 Milliarden Euro zahlt der Bund heuer dazu, das sind um zwei Milliarden mehr als noch vor fünf Jahren. Weitere Reformen lassen allerdings nach wie vor auf sich warten. Dabei könnte man allein mit einem gleichen Pensionsalter von 65 für Frauen und Männer 710 Millionen pro Jahr sparen. Doch das gibt es für ASVG-Pensionisten und -Pensionistinnen erst im Jahr 2034, für Bundesbeamte 2038 und in manchen Bundesländern sogar erst 2042 - also in mehr als 30 Jahren.

Und das, obwohl der frühe Pensionsantritt den Frauen nicht nur nützt, sondern auch schadet - und zwar bei der Höhe ihrer Pension. Für ältere Mitarbeiterinnen wird die vom Unternehmen bezahlte Weiterbildung selten. Es lohnt sich weniger, schließlich arbeiten sie nicht mehr so lange wie gleich alte Männer. Bernd Marin, der Leiter des Europäischen Zentrums für Sozialforschung, erklärt, dass noch dazu kommt, dass "Frauen die letzten, meist hohen Einkommenssprünge versäumen, die ihnen dann bei der Berechnung ihrer Pensionshöhe fehlen". Die durchschnittliche Alterspension von Frauen ist heute mit 12.900 Euro pro Jahr deutlich niedriger als jene der Männer, mit 23.400 Euro - und eben nicht nur wegen der horrenden Lohnschere, die im Alter nochmals aufgeht. Für den Staat hätte es übrigens auch einen Vorteil: Er müsste zwar höhere Frauenpensionen ausbezahlen, aber über eine kürzere Zeitspanne. Denn aktuell haben Frauen als Pensionistinnen noch 27 Jahre an Lebenserwartung vor sich, Männer dagegen nur 22. Außerdem sagt Marin: "Österreich wäre in Pensionssachen nicht mehr in Gesellschaft von ebenfalls Rückständigen wie Albanien, Aserbaidschan oder Tadschikistan."

(Quelle: Format Nr. 25, 2010)

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