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Patienten öfter zur Kasse gebeten

Wiener Rettungschef: Sozialversicherung immer strenger

Wien - Patienten, die für einen Rettungseinsatz zahlen sollen, weil die Krankenkasse die Kosten nicht übernehmen will: Rainer Gottwald, Chef der Wiener Rettung, kennt solche Fälle zuhauf. Und entgegen den Beteuerungen der Wiener Gebietskrankenkasse (der Standard berichtete) meint er: "Die Kassen gehen sehr wohl restriktiver vor als früher."

Sein Urteil untermauert Gottwald mit Zahlen: Obwohl die Wiener Rettung damals wie heute etwa gleich oft ausgerückt sei, konnte sie den Krankenkassen 2007 noch 127.734 Einsätze verrechnen, 2010 aber nur mehr 106.111 Einsätze. Im Vorjahr bekam die städtische Institution von der Sozialversicherung mit 8,9 Millionen folglich um 1,7 Millionen weniger überwiesen, als drei Jahre zuvor.

Die Zeche zahlen am Ende oft die Patienten. Sie bekommen die Rechnung von den Rettungsdiensten weitergereicht und können ihr Glück per Beschwerde bei der Sozialversicherung versuchen. Standpunkt der Kassen: Laut Gesetz hätten sie nur Transportfahrten zu bezahlen, die zu medizinischen Leistungen führen.

Ein laut Gottwald typischer Fall, bei dem der Interpretationsspielraum zulasten der Klienten ausgelegt werde: Gebrechliche Menschen, die es nicht mehr aus der Badewanne schaffen oder aus dem Bett gefallen sind. Weil mitunter Angehörige oder Betreuer allein nicht helfen können, wird per Notruf die Rettung gerufen. "Wir helfen diesen Leuten aus ihrer Notlage und setzen damit eine gesundheitserhaltende Maßnahme", sagt Gottwald: "Doch die Kassen zahlen keinen Cent."

(Quelle: Gerald John, DER STANDARD, Printausgabe, 19./20.2.2011)

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