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Nachhaltigkeit: Wissen, wie man Gutes tut

CSR – Corporate Social Responsibility – nicht nur als Schlagwort für nette Aktionen zu nutzen, sondern tatsächlich betrieblich umzusetzen, will gut gelernt sein.

Flexible Arbeitszeitmodelle für junge Väter. Durchführung einer Brunnenbohrung in Afrika. Finanzielle Unterstützung für Biobauern in Honduras. Allesamt Projekte und Ideen, die von Firmen initiiert oder zumindest unterstützt werden. Damit setzen Betriebe in der Öffentlichkeit ein Zeichen, dass nicht allein die Gewinnmaximierung ihr Tun bestimmt – sie wollen soziale Verantwortung übernehmen. Und unter der englischen Bezeichnung „Corporate Social Responsibility“ (CSR) subsumiert das Unternehmen seine Aktivitäten auf Basis ethischer, sozialer wie ökologischer und ökonomischer Gesichtspunkte.

Herausforderung Koordination

„Meist beginnt der CSR-Pfad in der Kommunikationsabteilung. Häufig koordiniert dann ein auserkorener CSR-Verantwortlicher das jeweilige Projekt mit den beteiligten Akteuren aus den verschiedenen Stabsstellen“, beschreibt Roman Mesicek, Geschäftsführer von respACT, dem Verein zur Förderung gesellschaftlicher Verantwortung, die Vorgangsweise.

In Netzwerken und im Rahmen von Workshops holten sich die CSR-Beauftragten bislang Ideen und mitunter theoretische Kenntnisse, wie man ein Projekt im Unternehmen implementiert. Denn auf dem Ausbildungsmarkt gibt es in Österreich nur eine Handvoll Kurse und Lehrgänge, die sich dem CSR-Thema verschrieben haben. „Momentan gibt es für unterschiedliche Zielgruppen Lehrgänge mit unterschiedlicher Dauer. Alle versuchen, den Teilnehmern einen guten Überblick zu geben, wer die Player in CSR sind. Das ist besonders wichtig, da CSR in Netzwerken passiert“, erzählt Mesicek. respACT weiß aufgrund des engen Kontaktes und der Verknüpfung mit Betrieben, welche Anforderungen an CSR-Verantwortliche gestellt werden, und hat sich daher in drei aktuellen Lehrgängen als Partner bei der Gestaltung des Curriculums eingebracht.

Kurz und kompakt

Erstmalig startete vor Kurzem ein Lehrgang des Fachverbandes der Unternehmensberatung (UBIT), der in aller Kürze die Grundlagen von CSR, Nachhaltigkeit und Ethik an die Teilnehmer aus Wirtschaft, Industrie und Consulting vermitteln möchte: „Wir gehen davon aus, dass die Kollegen bereits in Betriebswirtschaft ausgebildet sind, daher wollen wir uns im Kurs darauf konzentrieren, was es heißt, soziale Verantwortung zu übernehmen“, informiert Alfons H. Helmel, Geschäftsführer von incite, der Akademie des Fachverbandes UBIT. Im fünftägigen Kurs werden Grundlagen der Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie Prozesse zur Implementierung von CSR vermittelt und „mit Kollegen aus Industrie und Politik diskutiert“, ergänzt Helmel.

Auf eine lange Tradition in der Vermittlung von Nachhaltigkeit und CSR verweist plenum, eine Beratungs- und Qualifikationsgesellschaft für nachhaltige Zukunftsgestaltung. Seit sieben Jahren zeigt plenum-Geschäftsführer und Lehrgangsleister Alfred Strigl, wie CSR-Projekte konzipiert und umgesetzt werden. Die Teilnehmer sollen ein profundes Verständnis in CSR entwickeln, „mit allen Standards und Tools. Dabei versuchen wir, das Thema kognitiv unter die Leute zu bringen.“

Umfassend und vernetzt

Körpersprachetraining oder das Arbeiten mit Künstlern im Aktionstheater sollen helfen, dass in der Praxis CSR-Ideen nicht in der Schublade landen. „Denn die meisten CSR-Projekte scheitern an der Vermittlung der Idee an das Management“, weiß Strigl. In spielerischen Dialogen werde im Kurs daher so lange geübt, bis die Idee vom „Konzernchef“ abgesegnet wird. Im Rahmen der fünf Module, die von Jänner bis Mai jeweils einmal im Monat stattfinden, arbeitet jeder Teilnehmer an einem persönlichen Projekt, an dem er die gelernten Inhalte umsetzen kann. „Außerdem lernen sie die wichtigsten CSR-Akteure Österreichs kennen und können mit diesen bei Kamingesprächen in Kontakt treten“, berichtet Strigl.

Am meisten Zeit müssen die Teilnehmer des CSR-Lehrgangs der Fachhochschule des bfi Wien aufwenden. Im Herbst startet der zweisemestrige Lehrgang nun zum zweiten Mal. In 350 Lehreinheiten setzt man hier auf die akademische Vermittlung des Themas. „Wir wollen den Faden vom Anfang bis zum Ende spinnen“, begründet Barbara Lischka, Leiterin der postgradualen Lehrgänge an der Fachhochschule des bfi, die Dauer. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Stakeholderkommunikation, CSR- Strategie wie auch Bewertungsinstrumente für CSR. Die Zielgruppe des Lehrgangs sei bewusst offen gehalten, erklärt Lischka: „Bewerber kommen aus der Kommunikation als auch aus Managementfunktionen. Ebenso Techniker, die ihre Kompetenzen erweitern oder sich beruflich neu orientieren möchten.“ Das Betätigungsfeld der frisch gebackenen CSR-Manager ist jedenfalls groß. Manche streben eine selbstständige Beratungstätigkeit an, andere werden an ihrer Arbeitsstelle mit der Position des CSR-Verantwortlichen betraut.

(Quelle: "Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2010)

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