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Lieber wenig, aber das sicher

Lebensversicherungen bieten zwar nur eine moderate Verzinsung, dafür aber jede Menge Sicherheit und ermöglichen als einziges privates Vorsorgeinstrument eine garantierte Zusatzpension ohne Ablaufdatum.

Rein medizinisch betrachtet, kann der Mensch 130 Jahre alt werden. Realistischerweise erleben heute viele rüstige Senioren noch ihren 80er oder 90er. Selbst wer erst zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter von 60 beziehungsweise 65 in den Ruhestand tritt, hat noch ein Drittel seines Lebens vor sich.

Die staatliche Pension wird in Zukunft bestenfalls zur Abdeckung der Grundbedürfnisse ausreichen. Wer auf seinen gewohnten Lebensstandard nicht verzichten will, muss rechtzeitig finaziell vorsorgen, um die Lücke zu füllen - vor allem privat und, falls möglich, auch betrieblich.

Die Finanzbranche bietet dazu heute eine ganze Palette von Möglichkeiten - von klassischen Lebensversicherungen über Fondspolizzen bis hin zu Direktinvestments in Fonds. In Zeiten des Börsenbooms galten Lebensversicherungen aufgrund ihrer mageren Verzinsung als absolute Langeweiler. Wer allerdings auf Nummer sicher gehen, Finanzkrisen unbeschadet überstehen und eine Pension ohne Ablaufdatum haben will, kommt um eine klassische Lebensversicherung nicht herum. "Sie ist das einzige private Vorsorgeinstrument, das eine garantierte lebenslange Rente leisten kann", betont Uniqa-Vorstand Werner Holzhauser.

Das ist aber noch nicht alles. Lebensversicherungen sind universell einsetzbar, je nachdem, ob der Absicherungs- oder Spar-Charakter im Vordergrund stehen soll. Am beliebtesten ist freilich die klassische Er- und Ablebensversicherung, eine Mischform aus Ablebensschutz und Vermögensaufbau. Ihr großer Pluspunkt: Man weiß bereits bei Abschluss, wie viel Kapital am Ende der Laufzeit mindestens vorhanden sein wird.

2,25 Prozent Mindestzins. Zum einen garantiert die Versicherungsgesellschaft die Sparprämie, die nach Abzug von Versicherungssteuer und Kosten für den Abschluss und Verwaltung im allgemeinen Deckungsstock veranlagt wird, und zum anderen schreibt sie Jahr für Jahr eine Mindestverzinsung gut, die derzeit maximal 2,25 Prozent beträgt und für die gesamte Laufzeit der Polizze gilt. Dazu kommt die sogenannte Gewinn- oder Überschussbeteiligung, die ebenfalls jährlich gutgeschrieben wird und anschließend nicht mehr verfällt. Sie ist jener Ertragsanteil, den die Versicherung aus ihrer Veranlagung auf dem Kapitalmarkt erwirtschaftet. Summa summarum wird der Sparanteil der Prämie derzeit zwischen 3,25 und rund 4,3 Prozent verzinst.

Das ist nicht gerade üppig. Ende der 1990er-Jahre wurden noch bis zu 7 Prozent geboten. Seither ist das allgemeine Zinsniveau aber deutlich zurückgegangen - gemessen an der Sekundärmarktrendite österreichischer Bundesanleihen von mehr als 5 auf knapp über 2 Prozent. Diese Entwicklung schlägt naturgemäß auf die Gewinnbeteiligung durch, weil die heimischen Assekuranzen die Sparprämien ihrer Kunden vorwiegend in Form von festverzinslichen Instrumenten wie Anleihen, Pfandbriefen, Hypotheken, oder Immobilien veranlagen. Über die letzten 30 Jahre lag die Gesamtverzinsung der Lebensversicherer zumeist dennoch über der Sekundärmarktrendite.

Reduktion in Sicht. Nachdem die Zinsen noch eine Weile tief bleiben dürften, wird die Finanzmarktaufsicht den Garantiezins voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2011 um 0,25 Prozentpunkte auf 2 Prozent senken. An der Gesamtverzinsung würde sich dadurch grundsätzlich nichts ändern, sofern die Versicherungsgesellschaften dafür ihre Gewinnbeteiligungen im selben Ausmaß erhöhen. Das ist freilich nicht fix. Vermutlich wird es auch bei der Gesamtverzinsung zu weiteren Kürzungen kommen.

Wer gerade seine Existenz aufbaut und seine Familie absichern will, wählt sinnvollerweise eine reine Ablebensversicherung. Wer dagegen dezidiert für seine Pension vorsorgen möchte, sollte lieber eine klassische Rentenversicherung ins Auge fassen. Der Unterschied zu einer Lebensversicherung mit Rentenoption liegt in denversicherungsmathematischen Rechnungsgrundlagen, die jeweils zur Anwendung kommen. Bei einer Rentenversicherung sichert man sich eine garantierte Rente in bestimmter Höhe auf Basis der aktuell geltenden Rententafeln VÖ2005R.

Bei einer Lebensversicherung mit Rentenoption sicher man sich dagegen nur ein garantiertes Kapital. Übt man seine Option auf Rentenzahlung bei Vertragsablauf tatsächlich aus, dann kommen allerdings die bei Pensionsantritt gültigen Rententafeln zur Anwendung, die 20, 30 oder 40 Jahren mit ziemlicher Sicherheit ungünstiger sind als die heutigen. Erfahrungsgemäß werden die Rententafeln alle zehn Jahre auf Basis der neuesten Volkszählung und der daraus abgeleiteten Sterbetafeln neu kalkuliert. Der Unterschied ist mitunter frappant: Ein 65-jähriger Mann muss heute um 62 Prozent mehr Geld auf den Tisch legen als ein gleichaltriger im Jahr 1987, um die gleiche Leistung zu erhalten. Der Grund für die Diskrepanz liegt in der Lebenserwartung eines 65-jährigen: Vor mehr als 20 Jahre betrug sie knapp 15 Jahre, heute knapp 28 Jahre, also beinahe doppelt so viel.

Nächste Anpassung 2015. Besonders krass war der Sprung bei der letzten Umstellung von den Rententafeln 1996 auf jene von 2005. "Die mittelbare Lebenserwartung hat sich für Männer um zirka 15 bis 20 Prozent und für Frauen um 7 bis 12 Prozent erhöht", erinnert sich Generali-Vorstand Peter Thirring. Das bedeutete eine Prämienverteuerung um 10 bis 15 Prozent für Männer und 6 bis 8 Prozent für Frauen. Thirring geht davon aus, dass die nächsten Tafeln von 2015 für den Kunden eine weitere Verschlechterung bedeuten werden. Es macht also Sinn, sich frühzeitig die versicherungsmathematischen Grundlagen zu sichern. Elisabeth Stadler, Chefin der Ergo Austria International, empfiehlt deshalb: "Eine klassische Rentenversicherung mit garantierter lebenslanger Pension sollte das Fundament jeder Altersvorsorge sein."

Wer in erster Linie Vermögen aufbauen und die Chance auf eine höhere Rendite wahrnehmen will, greift besser zu einer fondsgebundenen Lebensversicherung, im Fachjargon Fondspolizze genannt, und investiert in Fonds oder Fondsportfolios. Bei diesen Produkten hat man üblicherweise - im Gegensatz zu klassischen Lebensversicherung - weder Mindestverzinsung noch Kapitalgarantie. Der Versicherungsnehmer trägt als das gesamte Veranlagungsrisiko selbst. Seit der Finanzkrise ist das Interesse an dieser Veranlagungsform deutlich zurückgegangen. Stattdessen ist eine neue Spezies zum großen Renner geworden: Fondspolizzen mit Garantie, die entweder das Kapital, einen Höchststand oder eine Mindestauszahlung in bestimmter Höhe versprechen. Es handelt sich dabei um komplexe, strukturierte Bankprodukte, über die ein Versicherunsmantel gestülpt wird, wodurch sie steuerlich attraktiver sind als ein Direktinvestment in Garantieprodukte.

Fondspolizzen im Netz gibt es auch mit Einmalprämie. "Der Großteil des Neugeschäfts im Einmalerlag fließt in Indexprodukte mit einer garantierten Mindestauszahlung und der Chance auf Mehrertrag", beobachtet Holzhauser. Allerdings: "Die Kunden hinerfragen heute ganz genau, wer hinter der Garantie steht.", konstatiert Zürich-Vorstand Peter Stockhammer.  Sehr beliebt sind außerdem Produkte, bei denen man eine klassische mit einer fondsgebundenen Versicherung unter demselben Polizzenmantel kombinieren und seine Anlagestrategie jederzeit verändern kann.

Die hohe Nachfrage nach Garantieprodukten ist der Assekuranz inzwischen mehr recht denn je: Sie kann hier das Veranlagungs- und Ertragsrisiko auf den Kunden beziehungsweise Garantiegeber abwälzen. Bei der klassischen Lebensversicherung muss sie dagegen zumindest den Garantiezins und idealerweise auch eine Gewinnbeteiligung selbst erwirtschaften. Das wird angesichts des tiefen Zinsniveaus immer schwieriger, zumal auch noch eine ganze Reihe von Polizzen aus dem Zeitraum Ende der 1990er-Jahre  mit bis zu 4 Prozent Mindestzins zu bedienen sind. Dazu kommen die neuen Eigenkapitalvorschriften für die Versicherungswirtschaft (Solvency II), die 2013 in Kraft treten sollen. Sie werden vermutlich zu einer Einschränkung der Garantien seitens der Assekuranz oder zu höheren Prämien für Garantieleistungen führen.

Fazit: Wer seinen Lebensabend finanziell gut abgesichert verbringen will, sollte eine Rentenversicherung als fixen Bestandteil seines Vorsorgeportfolios in Erwägung ziehen und sich dazu noch rechtzeitig den aktuellen Garantiezins sichern.

(Quelle: Format Portfolio, Ausgabe 2 2010)

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