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Kein Durchblick bei Lebensversicherungen

Wenn Versicherungen ihre Kunden über den aktuellen Wert der Lebensversicherungen informieren, haben die Betroffenen nicht viel davon.

Laut Versicherungsaufsichts-Gesetz müssen Versicherungsnehmer während der Vertragslaufzeit alljährlich bei fondsgebundenen Lebensversicherungen über den Wert der ihnen zugeordneten Fondsanteile und bei der indexgebundenen Lebensversicherung über die Wertentwicklung des Bezugswertes des Versicherungsvertrages informiert werden.

Die Konsumentenberatung der Arbeiterkammer hat die entsprechenden Wertnachrichten von fünf großen Versicherern unter die Lupe genommen und die betroffenen Kunden befragt, wie verständlich diese Informationsschreiben aus ihrer Sicht sind. Ergebnis: Durchblick hat keiner. Die meisten Beschwerden betreffen Verluste bei laufenden Verträgen, viele Kunden fühlen sich über die Kosten, die an den Fondswerten knabbern, schlecht informiert und beklagen generell, dass die Benachrichtigungen unverständlich sind.

Mag. Christian Prantner von der Abteilung Konsumentenpolitik: „Überspitzt formuliert: Wären die Wertnachrichten besser ausgestaltet, wüssten die Kunden besser über die Kosten im abgelaufenen Kalenderjahr Bescheid und darüber, was in ihrem Vertrag passiert.“

Nicht einmal Bankmanager kannte sich aus

Detail am Rande: Unter den befragten Kunden war auch ein Bankmanager, der aus dem Veranlagungsbereich kommt. „Auch der hat nicht durchgeblickt“, so Prantner.

Die wichtigsten Aussagen der Kunden über den Informationsgehalt der untersuchten Wertnachrichten sind laut AK:

  • Sie bieten nicht genug Information, um zu verstehen, was im Versicherungsvertrag passiert ist.
  • Die Befragten vermissen Angaben über den veranlagten Prämienanteil und die angefallenen Kosten.
  • Die Versicherungsnehmer können nicht nachvollziehen, ob Verluste aufgrund von Kursschwankungen oder hohen Unkosten entstanden.
  • Die Wertnachrichten enthalten häufig unverständliche Aussagen, unnötige Werbefloskeln sowie Zahlen und Tabellen, zu denen kein Bezug hergestellt werden kann.

Im Detail hätten alle befragten Kunden kritisiert, dass die Information über die Anzahl der neu zugekauften Fondsanteile im abgelaufenen Kalenderjahr fehle. Zudem haben sie laut AK die Information über den veranlagten Anteil der Prämie genauso vermisst wie die Kursinformationen für jeden Ankaufs-Stichtag.

Es fehle den Kunden außerdem ein Vergleich der Kursentwicklung mit einem Referenz-Index bzw. einer Benchmark. Und sie bemängeln, dass weitergehende Informationen zur Kostenstruktur des zugrunde liegenden Fonds nicht angeboten werden.

Als verständliche und nützliche Informationen in den analysierten Wertnachrichten haben die Kunden dagegen die Angabe der Anzahl der Anteile des Fonds und des Gesamtwerts des Einzelfonds genannt.

Dass die Wertnachricht für die Versicherungsnehmer grundsätzlich von Interesse, ja sogar wertvoll ist, zeigt sich laut AK daran, dass alle Befragten angaben, die Wertnachricht regelmäßig zu lesen, und sich wünschen, weiterhin regelmäßig informiert zu werden.

Vergleichbarkeit herstellen

Das Resümee der AK-Fachleute fällt eindeutig aus. „Es gibt einen ,bunten Blumenstrauß‘ an unterschiedlichen Formen, die Übersichtlichkeit, die Vergleichbarkeit fehlt“, sagt Prantner.

Die AK fordert daher Wertnachrichten, die in Sachen Inhalt und Übersichtlichkeit optimiert werden. Vorschläge zur Verbesserung kamen von den befragten Versicherungsnehmern jedenfalls zahlreich. Einer dafür betrifft eine klare Struktur: Die verbesserte Wertnachricht sollte eine Seite Umfang mit Fondstabelle haben.

Einladung zu „Round Table“

Abseits der Wertnachrichten langen bei der AK generell eine Menge Beschwerden über fondsgebundene Lebensversicherungen ein. Dabei geht es, so die Experten, fast immer um Verluste, die den Kunden unerklärlich seien und den ursprünglichen Aussagen von Vermittlern entgegenstünden.

Ein weiteres häufiges Thema bei Beschwerden seien Kosten, die bei Vertragsabschluss nicht auf dem Tisch kamen. „Und viele Anrufer wissen gar nicht, in welchen ‚Fondstopf‘ investiert wird und welches Risiko-Ertragsprofil der Veranlagung somit anhaftet“, so Prantner.

„Um über die von uns wahrgenommenen Themen wie Kostentransparenz und verbesserte vorvertragliche Informationen zu reden, wollen wir die Versicherungswirtschaft zu einer Art ‚Round Table‘ einladen. Wir wollen dabei Änderungen anregen und besprechen – vielleicht gibt es einen gemeinsamen ‚Pfad‘“, betont Prantner.

Quelle: versicherungsjournal.at, 16.2.2011

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