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20 % Nebenkosten bei Lebensversicherung

Konsumentenschützer kritisieren Lebenspolizzen. Für die Altersvorsorge gibt es aber kaum andere Möglichkeiten.

Das Grundübel sind die hohen Kosten." Für Franz Floss, Geschäftsführer des Vereins für Konsumentenschutz (VKI), hat die Kritik an den klassischen Er- und Ablebensversicherungen einen klaren Fokus: Sie sind zu teuer.

Der VKI hat die Angebote der sieben größten heimischen Lebensversicherungen analysiert. Fazit: Rund ein Fünftel der einbezahlten Beiträge der Versicherten gehen für Provisionen, Spesen, Verwaltungskosten und die Versicherungssteuer auf. Das heißt, dass nur 80 Prozent der Gelder der Kunden veranlagt werden. Entsprechend gering fallen daher auch die prognostizierten Renditen aus. Sie liegen bei den sieben Offerten zwischen 1,15 und 2,52 Prozent.

Besonders problematisch ist für Gabi Kreindl, Versicherungsexpertin des VKI, dass die Kunden über die hohen Kosten nicht informiert werden. "In den Verträgen steht meist nur: Prämie inklusive Versicherungssteuer", bemängelt sie. "Die Kosten sind viel zu intransparent ", sagt Kreindl.

Viele Versicherungsnehmer sind der Meinung, ihr Vertrag werde zumindest mit der gesetzlich vorgeschriebenen Garantieverzinsung von derzeit 2,25 Prozent verzinst. Dieser Zinssatz aber beziehe sich auf die einbezahlte Prämie vor Abzug der Kosten. Die tatsächliche Rendite müsse auf das veranlagte Kapital nach Kosten berechnet werden. Das ergebe viel geringere Werte.
In diese Kosten-Nutzen-Analyse nicht eingeflossen sind die so genannten Gewinnzuteilungen: Das ist jener Anteil vom Jahresgewinn einer Versicherung, der den Kunden ein Mal pro Jahr gutgeschrieben wird.

Unterm Strich

Unterm Strich rät der VKI Kunden dennoch, sich den Abschluss einer Er- und Ablebensversicherung zur Altersvorsorge genau zu überlegen. Bessere Produkte zur Altersvorsorge kennt aber auch der VKI nicht. Wer mit der Lebensversicherung vor allem für die Hinterbliebenen vorsorgen will, könnte mit einer reinen Risikoversicherung das Auslangen finden, meint Kreindl.

VKI-Chef Floss ist der Ansicht, dass die Lebensversicherer flexiblere Produkte entwerfen sollten. "Dieses starre Versicherungsprodukt passt nicht mehr in heutige Lebensläufe, die von vielen Berufswechsel geprägt sind", meint er. Rund 50 Prozent der Lebensversicherungsverträge werden denn auch vorzeitig gekündigt.

Beratung

Mathias Frisch, Leiter des Bereichs Leben und Unfall in der Vienna Insurance Group, weist den Vorwurf der mangelnden Information über Kosten zurück. "Jedes Angebot beinhaltet auch die Kosten", betont er. Die Offerte seien allerdings sehr komplex. "Das ist nicht eine Seite, sondern es sind meist zehn", erklärt Frisch. Die Kunden seien daher angehalten, sich bei den Versicherungsberatern genau zu informieren.
Auch der Kritik, die Lebensversicherung sei unflexibel, kann Frisch nicht teilen: "Wenn sich jemand seine Prämie nicht mehr leisten kann, genügt ein Anruf und wir reduzieren die Prämie."

Zusätzliche Kosten
entstünden nur, wenn jemand bei Vertragsabschluss die Möglichkeit, im Notfall die Prämie auszusetzen oder zu reduzieren, extra versichert haben will. Dann nämlich springt die Versicherung für den Ausfall ein. Für den Kunden bleibt dadurch auch die Vertragssumme zu Laufzeitende unverändert.

Tipps

Nicht aussteigen Wer schon eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, sollte den Vertrag keinesfalls übereilt kündigen. Denn dabei steigen die Versicherten wegen der hohen Kosten meist mit Verlust aus.

Optimieren Besser ist es den bestehenden Vertrag auf Möglichkeiten zur Kostenreduktion zu durchforsten. Etwa: unnötige Zusätze, wie Prämienerlass im Krankheitsfall oder Unfalltod streichen. Die Konsumentenschützer betonen, dass diese Zusätze Geld kosten und noch dazu nicht die geeignete Risikoabdeckung bieten.

Jährlich einzahlen Die Umstellung von monatlicher oder quartalsmäßiger auf eine jährliche Einzahlung senkt ebenfalls die Kosten. Der Unterschied kann laut Konsumentenschützern - je nach Einzahlungshöhe - über die Laufzeit mehrere Tausend Euro ausmachen.

Wertanpassung Klauseln, die die Kaufkraft des Kapitals erhalten sollen, lassen die Prämie oft in unerschwingliche Höhe steigen Daher: genau überdenken.

Alternativen Gibt es kaum. Am ehesten raten die Konsumentenschützer noch zum Bausparen.

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