News

Etwas Peitsche muss sein

Das Kernproblem des Pensionssystems lässt sich mit geballter Milde nicht beseitigen

Die Symbolik war vom Sozialminister nicht gewollt, aber dennoch symptomatisch: Kaum pudeln sich die Seniorenvertreter wieder einmal über angeblich alarmistische Pensionsexperten auf, eilt die Regierung zur Beschwichtigung herbei. Diesmal mit einem von Rudolf Hundstorfer ersonnen Pensionistenbonus.

Kein Wunder, dass sich die Plus-65-Lobbyisten freuen. Denn die Prämie von 250 Euro pro Monat ist nicht etwa für Arbeitnehmer gedacht, die über das gesetzliche Antritts_alter (Männer 65, Frauen 60) hinaus arbeiten. Vielmehr will Hundstorfer Pensionisten in spe bestechen, doch bitte schön ein bisserl später via Hacklerregelung in die Frühpension zu entfleuchen als bisher üblich - statt diese von der Politik selbst geöffnete Hintertür rasch zu schließen.

Das Kernproblem des Pensionssystems lässt sich mit geballter Milde nicht beseitigen. Damit der Steuerzuschuss nicht ins Unbezahlbare wächst, müssen die Österreicher länger arbeiten - sie werden ja auch immer älter. Allein mit Zuckerbrot lassen sich die Massen aber nicht von der geliebten Frühpension abhalten, etwas Peitsche muss schon sein. Das gilt nicht nur für Werktätige, die fürs Arbeiten übers Pensionsalter hinaus belohnt gehören, bei Frühpension in der Regel aber Abschläge hinnehmen sollten. Auch Unternehmen müssen die Rechnung in Form von Kostenbeteiligung präsentiert bekommen, wenn sie ältere Bedienstete etwa in die Invaliditätspension abschieben.

(Quelle: DER STANDARD, Print-Ausgabe 25./26.9 2010) 

Zurück