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Hilfswerk warnt vor steigender Bedürftigkeit

Karas: "Demografische Doppelmühle" wegen geburtenschwacher Jahrgänge bei den Pflegern

Wien  - Das Hilfswerk warnt davor, dass die Pflegebedürftigkeit stärker steigt, als von den Experten prognostiziert. Von 2000 bis 2009 sei der Zuwachs der Pflegegeldbezieher größer gewesen als jener der älteren Menschen generell, sagte Präsident Othmar Karas (ÖVpV) am Montag in einer Pressekonferenz. Das Hilfswerk befürchtet eine "demografische Doppelmühle", weil bei den Pflegekräften geburtenschwache Jahrgänge nachrücken.

Zahl der 60- bis 80-Jährigen stark gestiegen

Laut Karas nahm die Zahl der 60- bis 80-Jährigen innerhalb von zehn Jahren um elf Prozent, die Zahl der Pflegegeldbezieher in dieser Altersgruppe aber um 18 Prozent zu. Die über 80-Jährigen wurden um 42 Prozent Prozent mehr, die Pflegebedürftigen steigen bei den Ältesten um 46 Prozent an.

Dabei gebe es derzeit noch eine "Atempause", weil die hauptbetroffene Altersgruppe durch Kriegsausfälle und die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre kleiner sei. In den kommenden zehn Jahren verschlechtere sich dann aber die Lage, so das Hilfswerk. Geburtenstarke Jahrgänge kommen ins Pflegealter, dafür sinke die Größe der für die Pflegearbeit relevanten Altersgruppe.

Zu wenig Personal

"Die zentrale Herausforderung heißt Personal", betonte Karas. Bis 2020 würden von Bund und Ländern 22 Mio. Betreuungsstunden in der mobilen Pflege erwartet, dafür brauche man zusätzlich etwa 9.000 Pflegekräfte. Er forderte eine Neuordnung der Ausbildung, Kompetenzen und Berufsbilder, auch Auf- und Umschulungen müssten gefördert werden. Für die Anbieter brauche es mehr finanziellen Spielraum für die Bezahlung der Langzeitpflege, und Personal müsse gezielt auch im Ausland rekrutiert werden.

Karas, der eben erst Ernst Strasser nach Korruptionsvorwürfen als ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament abgelöst hat, sieht sich als "ehrenamtlichen Lobbyisten" der vom Hilfswerk unterstützten Menschen. "Aufrichtigkeit ist für uns ein ganz wesentlicher Bestandteil unserer Glaubwürdigkeit", betonte er. Das Hilfswerk startet derzeit (bereits zum neunten Mal) eine Informationsinitiative, es geht ums Älterwerden, Vorsorge, Betreuung und Pflege. Prominentes Aushängeschild ist erneut die ehemalige Eiskunstläuferin und ÖVP-Abgeordnete Ingrid Turkovic-Wendl.

Quelle: derstandard.at, 11.4.2011

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