News

EU-Kommission will Frauen später in Pension schicken

Demografischer Entwicklung und Auswirkungen der Wirtschaftskrise soll entgegengearbeitet werden

Brüssel - Angesichts der immer höheren Lebenserwartung der EuropäerInnen empfiehlt die EU-Kommission eine spätere Pension. Bis 2060 sollte das Pensionseintrittsalter schrittweise auf 70 Jahre steigen - die Menschen sollten künftig höchstens ein Drittel ihres Erwachsenenlebens im Ruhestand verbringen. Das empfiehlt ein sogenanntes "Grünbuch" zur Pensionspolitik, das die Kommission am Mittwoch verabschieden will.

Es gehe darum, wie die EU am effizientesten nationale Anstrengungen für angemessene, nachhaltige und sichere Pensionen angesichts der Herausforderungen durch die demografische Entwicklung mit einer älter werdenden Bevölkerung einerseits und den Auswirkungen der Wirtschaftskrise andererseits unterstützen kann. Die Anhebung der Pensionsantrittsalter für Frauen ist dabei ein wichtiger Punkt.

Die Union möchte einen integrierten Ansatz, um Synergien der Wirtschafts- über die Sozialpolitik bis zur Finanzmarktregulierung nutzen zu können. Das "Grünbuch" ist eine Gemeinschaftsinitiative von Andor mit Binnenmarktkommissar Michel Barnier und Wirtschaftskommissar Olli Rehn. Die EU will vor allem frische Ideen und neue Konzepte für mögliche künftige EU-Aktivitäten im Pensionsbereich auf den Tisch legen.

Die Kommission weist darauf hin, dass 2008 noch vier Beschäftigte auf einen über 65-jährigen gekommen sind. Bis 2060 wird sich dieses Verhältnis von 4:1 auf 2:1 reduzieren. Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise habe sich auf diesen demografischen Trend noch verschärfend ausgewirkt. Die Krise habe gezeigt, dass wesentlich mehr getan werden müsse, um die Effizienz und Sicherheit der Pensionssystems zu verbessern, heißt es.

Antrittsalter im EU-27-Vergleich

Das gesetzliche Pensionsantrittsalter für Männer liegt in 15 der 27 EU-Ländern bei 65 Jahren. Nur Frankreich scherte bisher mit 60 Jahren deutlich nach unten aus, doch kündigte die Regierung zuletzt eine Anhebung - allerdings schrittweise bis 2018 - um zwei auf 62 Jahre an. Außerdem sollen die Pensionsbeiträge von BeamtInnen steigen. Auf der anderen Seite wird in Deutschland schrittweise das Pensionsantrittsalter von 65 auf 67 Jahre zwischen 2012 und 2029 erhöht.

Bei den Frauen gibt es bisher bereits in zehn EU-Staaten ein Pensionsantrittsalter von 65 Jahren und damit keinen Unterschied zu den Männern. In neun weiteren EU-Ländern beträgt es noch 60 Jahre. Nur in zwei Ländern liegt es unter 60 Jahren - in Rumänien mit 58 Jahren und acht Monaten sowie in der Slowakei mit 59 Jahren. Vor einem Monat hatte Italien beschlossen, das Pensionsantrittsalter für Frauen im öffentlichen Dienst von 62 auf 65 Jahre anzuheben.

In Österreich gilt ein Antrittsalter von 65 Jahren für Männer und 60 Jahren für Frauen. Allerdings gibt es für die Frauen ebenfalls schrittweise eine Anhebung - 2033 sollen sie wie die Männer 65 Jahre als Antrittsalter haben. An eine darüber hinausgehende Erhöhung des Pensionsantrittsalters denken Österreichs PolitikerInnen - zumindest vorläufig - nicht. (APA)

(Quelle: diestandard.at, 06.07.2010)

Zurück