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Ethik und Management: »Kreativ, wandelbar, mit Gemeinsinn«

Warum es sich auch wirtschaftlich lohnt, Gutes zu tun – und wo man sich das Know-how für die praktische Umsetzung holt.

Krisen prägen und regen dazu an, neue Wege zu gehen. „Der Körper wächst im Wohlstand, die Seele in der Krise“, formuliert es Cay von Fournier, Arzt, Unternehmer, Berater und Buchautor – und spricht dabei neue Wege an, die laut Experten aus allen Lagern im Sinne der Nachhaltigkeit bei der Managementbildung ansetzen müssen.

Selbstkritischer Blick

„In der Lehre nur darauf zu schauen, wie sich ein Curriculum rentiert, oder bloß darauf zu achten, dass wir den zukünftigen Managern beibringen, wie aus Geld noch mehr Geld zu machen ist, begründet eine Mitverantwortlichkeit an jüngsten und künftigen Krisen“, bemerkt Franz Barachini, Managing Director der Vienna International School of Thought (Vist). Kritik an einer Wertevermittlung, die ökonomischen Gesichtspunkten absolute Priorität einräumt, wird auch von Universitätsseelsorger Helmut Schüller geübt: „Ein verantwortungs- und ethikneutrales Managementverständnis gefährdet nicht nur den langfristigen Unternehmenserfolg, sondern bringt auch den Manager selbst im beruflich verbrachten Teil der Lebenszeit um die Erfüllung der eigenen Lebensberufung.“

Hat Wertschöpfung auch mit Wertschätzung zu tun? Warum müssen Social Business und Gewinnstreben keinen Widerspruch darstellen? Und inwieweit sind Wirtschaft und Gesellschaft verpflichtet, auf vorhandene Probleme nicht nur ökonomisch, sondern auch sozial zu antworten? Diese und weitere Fragen wurden letztes Wochenende beim Businessmanagement-Kongress des Wifi und der M/O/T Management School an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt diskutiert. Dass dieses Event unter dem Motto „Verantwortung und Social Business im Management“ für interessierte Führungskräfte, aber insbesondere für die Absolventen der gemeinsamen Masterprogramme gedacht war, zeigt die immer stärkere Verankerung des Themas bei den Verantwortlichen heimischer Bildungsinstitutionen.

Soziale Verantwortung

„Führung ist mehr als reine Betriebswirtschaft. Führungsaufgaben dürfen nicht auf das Erfüllen von Quartalsvorgaben reduziert werden. Notwendig ist eine Erweiterung um Aspekte wie Value Oriented Leadership, Sustainable Management oder einfach das Wahrnehmen einer ganzheitlichen Führungsverantwortung“, meint dazu Georg Greutter, Vorsitzender des Österreichischen Netzwerks für Wirtschaftsethik (OeNWE). Vermittelt wird diese Orientierung etwa beim Lehrgang zum Certified Business Ethic Officer (berufsbegleitend, Zertifikatsabschluss) an der SAP Business School Vienna im Rahmen der Business Ethics Academy. Auf dem Programm stehen zehn Module, die thematisch Fragen der allgemeinen und angewandten Ethik, der Unternehmensethik, des Ethical Human Resource Managements oder der Ethical Leadership behandeln.

Weitere Lehrbereiche stellen Strategic und Risk Management, Standards und rechtliche Elemente in Business Ethics sowie Globalisation und Intercultural Management dar. „In Zeiten der Globalisierung wird Business Ethics immer wichtiger. Schließlich haben Manager Verantwortung für ihre Mitarbeiter, für das Unternehmen und für die Wirtschaft im Allgemeinen zu tragen“, so SAP-Direktor Wolfgang Mathera, der mit der Business Ethics Academy vor allem eines erreichen möchte: „Mehr Ethik in die Wirtschaft hineintragen, weil sich ethisches Wirken langfristig lohnt.“

Spezialisierte Lehrgänge

Dem immer größeren Stellenwert von Ethik unter dem Titel der Corporate Social Responsibility in Unternehmen, Organisationen und gemeinnützigen Vereinen tragen in der heimischen Bildungslandschaft – neben Modulschwerpunkten und Seminaren in allgemeinen Managementausbildungen – mittlerweile eine Handvoll spezialisierter Lehrgänge Rechnung.

An der Wiener Plenum Akademie lautet der Lehrgang „Integriertes CSR.Management“. „Wir sehen nachhaltige Führungskräfte als kreative, verwandelbare und gemeinsinnige Menschen im Mittelpunkt von Organisationen“, meint dazu Lehrgangsleiterin Sylvia Brenzel. Das Zertifikat „Corporate Social Responsibility und Nachhaltigkeitsassessor/-manager“ können Teilnehmer eines sechstägigen Lehrgangs bei Quality Austria erhalten. Den Fokus auf die praktische Umsetzung von CSR in der Beratung und in Unternehmen legt in einem viertägigen Lehrgang die Akademie des Fachverbandes Unternehmensberatung und IT der Wirtschaftskammer Österreich, Incite.

Praktische Umsetzung

Umfassender gestaltet sich im Vergleich dazu das Weiterbildungsangebot der Fachhochschule des BFI Wien, die seit Herbst 2008 einen zweisemestrigen Lehrgang zum akademischen CSR-Manager auf dem Programm hat. Dass es ab nächstem Jahr auch eine Master-Ausbildung geben wird, die sich dem Thema Ethik und Nachhaltigkeit in Unternehmen widmet, liegt an der Donau-Universität Krems. „Corporate Responsibility and Business Ethics“ heißt der Titel des Programms (drei Semester Vollzeit bzw. vier Semester berufsbegleitend, MBA). Behandelt werden laut Curriculum ethische Aspekte auf der Unternehmensebene, aus dem makroökonomischen Blickwinkel sowie aus der Sicht des Managers als Führungskraft.

Als Zielgruppe definiert die Donau-Universität Manager in Unternehmen und im öffentlichen Dienst, Berater und Finanzverantwortliche, die verstehen und lernen wollen, wie sich ethische Bekenntnisse von Organisationen in die Praxis implementieren lassen – ganz im Sinne jener Experten, die in Managern mit sattelfester ethischer Kompetenz eine krisenresistentere Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft sehen. Schließlich – so der Präsident des Europäischen Forums Alpbach und Rektor der FH Salzburg, Erhard Busek, in seinem finalen Plädoyer des Klagenfurter Businessmanagement-Kongresses – gehe es darum, „die Erde der nächsten Generation so zu übergeben, dass sie hier noch genauso leben kann wie wir“. Eine große Herausforderung.

(Quelle: "Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2010)

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