News

Dorner zu Wifo: Schwere Defizite bei Gesundheitsvorsorge

Prävention in der strategischen Ausrichtung der Gesundheitspolitik vorrangig - integrierter Bestandteil aller Lebensbereiche

In Österreich sei die Gesundheitsvorsorge ein absolutes Stiefkind. Dies stellte der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Walter Dorner, zur jüngst veröffentlichten Studie des Wirtschafts-Forschungsinstituts (Wifo) über das österreichische Gesundheitssystem in einer ersten Reaktion am Donnerstag fest. "Die Prävention als bestimmender Faktor eines langen Lebens in Gesundheit wird in Österreich sowohl gesundheitspolitisch, aber auch in der täglichen Praxis der Bevölkerung sträflich vernachlässigt", sagte der Ärztepräsident. In Anbetracht dieser Situation fordert der ÖÄK-Präsident eine großangelegte Vorsorgeaktion durch das Gesundheitsministerium und den Hauptverband der Sozialversicherungen. Die Ärzteschaft werde jede diesbezügliche Maßnahme mit großem Engagement unterstützen.

Das Hauptdefizit sieht Dorner bei den Kindern und Jugendlichen, wo bereits Bewegungsmangel, falsche Ernährung, aber auch der frühzeitige Tabak- und Alkoholkonsum auf der Tagesordnung stünden. Die Prävention müsse daher ein integrierter Bestandteil aller Lebensbereiche werden: in den Familien, in den Kindergärten und Schulen, an den Arbeitsplätzen und in der Freizeit.

Dorner wies im Zusammenhang mit dem schlechten Gesundheitszustand der österreichischen Kinder und Jugendlichen auf eine von der ÖÄK in Auftrag gegebene Studie hin, wonach die in der Kindheit verabsäumte Prävention ab 2050 zu langfristigen Mehrkosten in der Höhe von 3,7 Milliarden Euro pro Jahr führte. Dorner: "Österreichs Jugendliche sind besorgniserregend ungesund. Sie beginnen mit elf Jahren zu rauchen, ab dem 15. Lebensjahr sind Tabak- und Alkoholkonsum gang und gäbe, mangelnde Bewegung und unzureichender Obstkonsum führen zu Übergewicht und frühzeitigen Erkrankungen." Für Dorner wird an diesen Faktoren klar, dass die Gesundheitsvorsorge von einer zentralen gesundheitspolitischen und volkswirtschaftlichen Notwendigkeit sei.

Defizite sieht der Ärztepräsident jedoch auch im Lebensstil der Erwachsenen. Diese Einstellung schlage sich in einer "sehr bescheidenen Beteiligung" an den Gesundenuntersuchungen nieder, so Dorner. Eine überfällige großangelegte Vorsorgeaktion des Gesundheitsministeriums und der Sozialversicherungen werde die Ärzteschaft "sehr engagiert" unterstützen.

Quelle: derstandard.at, 12.5.2011

Zurück