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Demografie macht Ältere attraktiver

Ist die Generation der "Babyboomer" erst in Pension, benötigt der Arbeitsmarkt dringend Arbeitskräfte. In dieser Situation kommen auch reifere Semester wieder zum Zug.

Für explodierende Pensionskosten gibt es eine Lösung: länger arbeiten. Doch was in der Theorie einfach klingt, ist in der Praxis schwierig umzusetzen. "Vom Regelpensionsalter (Männer 65, Frauen 60) sind wir Lichtjahre entfernt", sagt IHS-Arbeitsmarkt experte Ulrich Schuh. Das effektive Pensionsalter des Durch schnittsösterreichers liege bei unter 60 Jahren.

Dabei haben ältere Arbeitskräfte einiges zu bieten. "Ältere können, was viele Junge nicht können", fasst Leopold Stieger, Chef von seniors-4success und Initiator einer Online-Umfrage unter 1463 Menschen, die Befindlichkeiten der kurz vor dem Ruhestand bzw. in Pension Stehenden zusammen. Schuh unterstützt diese These: "Ältere haben den Vorteil, sich im Arbeitsleben besser zu bewähren. Es ist kein Zufall, dass gerade Jugendliche am funktionierenden Arbeitsmarkt Probleme haben."

Viele heimischen Betriebe hätten aber Zweifel, dass Arbeitnehmer im reiferen Alter auch tatsächlich im Unternehmen bleiben, so der Experte. Dieses Mißtrauen spiegelt sich nicht nur in einem fehlenden Selbstbewusstsein der älteren Arbeitnehmer wider, sondern auch darin, dass die Bindung zum Unternehmen immer brüchiger wird: "Loyalität liegt in unserer Umfrage an letzter Stelle, die Unternehmen haben das Vertrauen verspielt", so Stieger.

Strukturverschiebung

Hilfe für arbeitswillige Menschen über 55 kommt von Seiten der Demografie: "Die Angebotsstruktur verschiebt sich, der Anteil der Älteren wird steigen", sagt Schuh. Noch ist nämlich die Generation der "Babyboomer" im erwerbsfähigen Alter; sobald sie in den Ruhestand geht, ist der Arbeitsmarkt praktisch leergefegt.

Dies gelte natürlich nicht für alle Branchen, so der Arbeitsmarktexperte: "Bei manuellen Tätigkeiten tun sich Ältere schwerer, am Ball zu bleiben." Da jedoch eine "grundlegende Strukturverschiebung" von der Industrie in die Dienstleistung stattfinde, gebe es auch für reifere Semester bald ausreichend Platz am Arbeitsmarkt.

Davor muss noch eine Hürde beseitigt werden: "Die Ruhensbestimmungen sind bösartig und behindern alles, was Ältere tun", sagt Stieger. Derzeit könne ein Frühpensionist 374, 02 € pro Monat dazuverdienen: "Ein Euro mehr, und die ASVG-Pension ist futsch."

Quelle: wirtschaftsblatt.at, 02.02.2011

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