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Arme werden doppelt so oft krank wie Reiche

Die Ärztekammer fordert Initiativen zur Armutsbekämpfung, um das soziale Gefälle im Gesundheitsbereich abzufedern

Wien - Arme Menschen ernähren sich ungesünder, werden häufiger krank und leiden öfter an Depressionen, warnte Ärztekammer-Präsident Walter Dorner am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Dass arme Menschen signifikant häufiger mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hätten als bessergestellte, beruhe auf mehreren Faktoren, erklärte Martin Schenk von der Armutskonferenz. So lebten diese häufiger an dicht befahrenen Straßen, da sich dort billigere Wohnungen befänden, und seien dadurch Lärm sowie Schadstoffen ausgesetzt. Oft übten sie körperlich sehr anstrengende Jobs aus. Die Betroffenen stünden außerdem meist unter Stress, etwa aus finanziellen Sorgen.

"Die sogenannte Managerkrankheit mit Bluthochdruck und Infarktrisiko tritt bei Armutsbetroffenen dreimal so häufig auf wie bei den Managern selbst - aber nicht, weil Manager weniger gestresst sind, sondern weil sie die Freiheit haben, den Stress mit Erholung in Form von schönen Abendessen oder Reisen zu unterbrechen", erklärte Schenk. Diese Freiheit fehle vielen Armutsbetroffenen. Manche haben außerdem schwierigeren Zugang zu gesundheitlicher Versorgung, etwa weil sie nicht krankenversichert sind. All das würde sich auf die Lebensstile der Betroffenen auswirken, die oft weniger Sport betreiben, sich ungesünder ernähren, rauchen und Alkohol konsumieren, so Schenk. Daraus resultiere der schlechtere Gesundheitszustand.

Geringere Lebenserwartung

Laut Ärztekammer sind Arme doppelt so oft krank wie Nicht-Arme. Überdies ist auch die Lebenserwartung von Armen niedriger als von Reichen. Auch Bernhard Schwarz, Leiter des Instituts für Gesundheitsökonomie, bestätigte: "Der soziale Hintergrund hat von jeher einen hohen Risikofaktor für Krankheiten dargestellt." So sei Tuberkulose in sozialen Randgruppen wieder präsent.

"Wer Armut sinnhaft bekämpft, bekämpft auch Krankheiten", betonte Dorner. "Was wir in konsequente Vorsorge und Aufklärung investieren, ersparen wir uns in 20 oder 30 Jahren an akuten Behandlungskosten oder Kosten für chronische Erkrankungen und Arbeitsausfälle", fügte er hinzu. Deswegen sollte man mit der Vorsorge bereits im Kindesalter anfangen. Zudem setzt sich Dorner für die Einführung der Ganztagsschule an den AHS mit verpflichtender Gesundheits- und Ernährungslehre sowie eine Verdoppelung der Turnstunden ein.

Quelle: derstandard.at, 10.03.2011

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